
Foto ©Barbara Aumüller
Während man auf die Neuinszenierung von Parsifal wartet, die die Saison abschließen wird, nimmt die Oper Frankfurt derzeit ihre Produktion von Claus Guths Rosenkavalier aus dem Jahr 2015 wieder auf. Der 61-jährige Regisseur, der in Frankfurt geboren wurde und bereits mehrere Stücke für das Theater seiner Heimatstadt inszeniert hat, hat die Geschichte an einem Ort angesiedelt, der eine Mischung aus Luxushotel und Altersheim für Wohlhabende darstellt und in dem die Marschallin lebt und sich nach den Zeiten ihrer Jugend sehnt. Wie immer in Guths Inszenierungen wird die szenische Erzählung mit viel Geschmack und technischer Präzision vorangetrieben, doch hatte ich am Ende den Eindruck, dass das szenische Konzept des Regisseurs etwas reduktiv war und nicht alle Facetten der Dramaturgie hervorhob. Im Vergleich zu Barrie Koskys jüngster Produktion an der Bayerischen Staatsoper scheint es Guth nicht gelungen zu sein, die vielfältigen psychologischen Aspekte, die in Hugo von Hofmannsthals Text, der von Richard Strauss so elegant vertont wurde, enthalten sind und von nostalgischer Melancholie angesichts einer zurückweichenden Vergangenheit bis hin zur Fassungslosigkeit des Adels angesichts des Aufstiegs der Neureichen reichen, besonders gut herauszuarbeiten. Auch was den ästhetischen Genuss betrifft, ist die Inszenierung recht eintönig anzusehen, was auch an den Bühnenbildern und Kostümen liegt, die beide von Christian Schmidt entworfen wurden. Andererseits war die schauspielerische Leistung durchaus lobenswert; sie vermied die manierierte Skizzenhaftigkeit, die Inszenierungen von Strauss’ Opern allzu oft befällt, und die Idee, die Handlung vollständig aus dem 18. Jahrhundert herauszulösen, steht im Einklang mit dem Charakter der Musik. Wenn es ein Werk gibt, dessen Jugendstil-Einschlag am deutlichsten spürbar ist, dann ist es Der Rosenkavalier. Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass der Walzer, auf dem viele Seiten der Partitur basieren, zur Zeit Maria Theresias noch nicht existierte. Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sich meiner Meinung nach nicht um eine der besten Leistungen von Claus Guth handelt, der in den Werken von Strauss weitaus bedeutendere künstlerische Ergebnisse erzielt hat als diese Produktion, die alles in allem nicht vollständig gelöst ist.

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Der musikalische Teil erschien mir auf einem deutlich höheren Niveau, vor allem dank der Orchesterleitung von Thomas Guggeis. Die musikalische Leitung des neuen Generalmusikdirektors des Hessischen Theaters wurde für die Klangschönheit des Frankfurter Opern- und Museumssorchesters in exzellenter Verfassung, die flüssige und fließende Erzählweise, den Sinn für theatralisches Geschichtenerzählen und die sorgfältige Beachtung der Balance zwischen Orchestergraben und Bühne gelobt, die einer Besetzung, die größtenteils aus nicht überbordenden Stimmen bestand, sehr zugute kam. Für meinen ganz persönlichen Geschmack wäre vielleicht ein Hauch mehr Hingabe in den herrlich lyrischen Episoden wie dem Monolog der Marschallin und der Szene mit Oktavian, die den ersten Akt abschließen, angebracht gewesen, aber ohne Zweifel wurden sowohl der Wienerische-Maskarad-Charakter der Geschichte als auch die komplexe Gefühlsverflechtung, die Hoffmannsthals Text suggeriert, in der Interpretation des jungen bayerischen Maestros auf hervorragende Weise wiedergegeben. Er gab damit eine weitere Demonstration seines wahrhaft außergewöhnlichen Talents und steigerte meine Neugier, ihn sich mit Parsifal messen zu hören, der in ein paar Wochen an der Oper Frankfurt aufgeführt wird.

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Die beste Leistung unter den Sängerinnen und Sängern war zweifellos die von Ida Ränzlov, einer jungen schwedischen Mezzosopranistin, die seit mehreren Jahren festes Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart ist und mit ihrer Darstellung eines impulsiven und sentimentalen Oktavian, gesungen mit leuchtender und ausdrucksstarker Stimme, absolut überzeugend war. Die Sopranistin Maria Bengtsson, ein regelmäßiger Gast der Oper Frankfurt und eine international erfolgreiche Sängerin, zeichnete ein schönes Porträt der Marschallin, dargestellt als melancholische Frau, die sich mit dem Ende ihrer Beziehung mit Oktavian abgefunden hat. Interessant war auch die Sophie, gespielt von der sehr jungen kubanisch-amerikanischen Sopranistin Elena Villalón, wegen der Frische ihres Stimmtimbres und ihrer sehr passenden Phrasierung bei der Darstellung eines naiven Mädchens, das zum ersten Mal die Liebe entdeckt. Der 48-jährige bayerische Bass Wilhelm Schwinghammer, der mit dieser Produktion sein Debüt an der Oper Frankfurt gab, lieferte ein szenisch überzeugendes Porträt der Baron Ochs, der als noch junger und vitaler Mann dargestellt wurde und nicht als der übliche farcenhafte Alte Trottel. Die Stimme ist allerdings nicht nur nicht von besonderer Qualität, sondern auch in den tiefen Tönen recht schwach klingt. Gesanglich und szenisch einwandfrei waren die Darstellungen von Magdalene Hinterdobler (Marianne), Liviu Holender (Faninal) und dem Geschäftemacherpaar Valzacchi und Annina, treffend und witzig dargestellt von Michael McCown und Claudia Mahnke. Der kasachische Tenor Kudaibergen Abildin schien sich in der sehr hohen Stimmlage der Arie der italienischen Sängerin sehr unwohl zu fühlen. Auch die Leistung aller übrigen Nebenrollen war sehr gut. Die Zuschauer der Oper Frankfurt verfolgten aufmerksam und interessiert eine Oper, die zu den beliebtesten des deutschen Publikums zählt und applaudierten am Ende allen Darstellern lange und herzlich.
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Ho cantato ancxh’io a Francoforte un “centinaio” di anni fa il Tenore Italiano in un cast da ANTOLOGIA
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Mi piacerebbe sentire una registrazione, caro Ugo. È un’ aria che sicuramente ti si adattava benissimo
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