Oper Frankfurt – Macbeth

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Foto ©Monika Rittershaus

Die zweite Neuinszenierung der Saison der Oper Frankfurt war Verdis Macbeth, eine Oper, die seit der Verdi-Renaissance, die mit Aufführungen der 1930er-Jahre wie der Darmstädter Inszenierung von Carl Ebert begann, in Deutschland stets große Erfolge feierte. Das 1847 komponierte und heute meist in der überarbeiteten Fassung von 1865 aufgeführte Werk stellt Verdis erste Annäherung an Shakespeares Theater dar. Der Komponist, der in dieser Schaffensphase seiner Karriere ständig auf der Suche nach neuen und ungewöhnlichen Themen war, wurde sofort von dieser Tragödie voller Angst und Pessimismus angezogen, die von der fortschreitenden psychischen Zerstörung eines Ehepaares erzählt, das von dem Ehrgeiz getrieben wird, alles zu nutzen Mittel, einschließlich Gewalt und Kriminalität, um an die Macht zu gelangen. Verdi vertonte diesen Text sehr sorgfältig und mit äußerst originellen kompositorischen Lösungen, beispielsweise der beharrlichen Verwendung von Mikromotiven wie dem absteigenden Halbton, der in der gesamten Oper mehrmals vorkommt. Auch der eindringliche Kontrast zwischen tragischen, phantastischen und grotesken Elementen, der die Hauptfigur in Shakespeares Text darstellt, löst der Musiker mit großem Geschick und Inspirationsreichtum in einer szenischen und musikalischen Erzählung, in der die Spannung nie nachlässt. Heute ist Macbeth allgemein als eine der größten Errungenschaften von Verdis Theater anerkannt.

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Foto ©Monika Rittershaus

Mit der Bühnengestaltung beauftragte die Oper Frankfurt den 38-Jahrigen New Yorker Regisseur R.B. Schlather, der mit Händels Tamerlano sein europäisches Debüt am hessischen Theater gegeben hatte. In seiner Inszenierung spielt sich die Handlung in unserer Zeit ab, auf einer rotierenden Bühne, auf der sich die verschiedenen Schauplätze eines Luxushauses abwechseln, mit einer kalten und unpersönlichen Atmosphäre, die an Filme wie Eyes Wide Shut erinnerte. Aus schauspielerischer Sicht bot die Veranstaltung mehrere Momente guten Theaters, wie zum Beispiel die Bankettszene, die als Begegnung von Neureichen mit vulgären Manieren dargestellt wird. Die Erscheinung des Gespensts wird als eine der fortschreitenden Halluzinationen dargestellt, von denen Macbeth nach der Ermordung Duncans heimgesucht wird, und seine Beziehung zu seiner Frau beschreibt einen kranken und psychisch obsessiv Umgang. Insgesamt hat die Regie alle dramaturgischen Punkte des Textes sehr getreu berücksichtigt und die Bühnengeschichte angemessen und überzeugend umgesetzt.

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Foto ©Monika Rittershaus

Auch der musikalische Teil war insgesamt auf einem sehr guten Niveau. Auf dem Podium lieferte Thomas Guggeis einen weiteren Beweis seines wirklich außergewöhnlichen Talents. Sein Dirigat basierte ausschließlich auf dunklen und dichten Orchesterfarben, niemals übertriebenen Tempi und einer Atmosphäre obsessiver Halluzinationen, die in perfekter Harmonie mit dem visuellen Teil stand. Der junge bayerische Musiker verfügt über ein Gespür für Theater und musikalisches Erzählen, die für einen echten Operndirigent unabdingbare Voraussetzungen sind, und versteht es in seinen Interpretationen stets, den dramaturgischen Sinn des Textes perfekt zu erkennen. Eine weitere bemerkenswerte Leistung des 29-jährigen Generalmusikdirektors der Frankfurter Oper, der sich schnell zu einer der umfassendsten Dirigentenpersönlichkeiten der jungen Generation etabliert.

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Foto ©Monika Rittershaus

Was die Gesangsbesetzung anbelangt, so war das Hauptpaar zweifellos ausreichend. Der US-amerikanische Bariton Nicholas Brownlee hatte mir vor zwei Jahren als Hans Sachs in der Inszenierung von Johannes Erath sehr gut gefallen, und sein Debüt als Macbeth war sicherlich mehr als dezent. Ein sehr korrekter Gesang und eine gute Phrasierungsvielfalt gepaart mit einem sehr wirkungsvollen Schauspiel werden jedoch teilweise durch eine immer noch sehr mangelhafte italienische Aussprache beeinträchtigt, an deren Verfeinung in Zukunft Brownlee noch lange arbeiten muss, wenn er sich präsentieren will glaubwürdig in das italienische Repertoire ein. Tamara Wilson, eine 42-jährige Sopranistin, die ursprünglich aus Arizona stammt, ist eine Wagner-Sängerin von internationalem Ruf und verfügt über die nötige Stimmstärke, um Lady Macbeth stimmlich darzustellen. Der hohe Bereich der Stimme klingt stellenweise etwas harsch und gezwungen, die schwierigen Passagen werden aber mit ausreichend Sicherheit und Autorität gemeistert. Besonders gut fand ich die schlafwandelnde Szene, in der die US-amerikanische Sängerin schöne pianissimi und ein ziemlich gutes hohes Des am Ende zeigte. Matteo Lippis Macduff verlieh der Aufführung mit seiner attraktiv gefärbten Stimme und seiner Spontaneität in der Phrasierung einen Hauch von authentischem stile italiano. Der koreanische Bass Kihwan Sim hat eine breite, dunkle Stimme, die sich gut für die Darstellung der Rolle des Banquo eignet. Auch das Verhalten aller Sänger in den Nebenrollen war angemessen. Am Ende ein voller und überzeugender Erfolg für eine Aufführung von guter Qualität, die die führende Position der Oper Frankfurt in der Welt des deutschen Operntheaters bestätigt.


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