Bayerische Staatsoper – Das Rheingold

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Foto ©Wilfried Hösl

Die Bayerische Staatsoper hat mit dem Projekt des neuen Rings begonnen, das dem Regisseur Tobias Kratzer anvertraut wurde, der nach dem durchschlagenden Erfolg seiner Tannhäuser in Bayreuth als neues Vorbild für die Inszenierung von Wagner-Opern gilt. Mit der Neuinszenierung von Das Rheingold, dem Prolog der Tetralogie, legte der künftige Intendant der Hamburgischen Staatsoper die Grundzüge seines Konzepts deutlich dar: Den Verzicht darauf, den Text als Parabel auf das kapitalistische System zu lesen, um sich auf die gesehene Handlung zu konzentrieren als das Aufkommen einer neuen Religion. Das Symbol all dessen wird durch die Szene des Wohnsitzes der Götter visualisiert, die als restaurierte Renaissancekirche dargestellt ist, auf deren Altarpolyptychon sie am Ende ihren Platz einnehmen. Kratzer verwendet wie immer starke Bilder, etwa das von Alberich nackt und gefoltert während der Ringdiebstahl-Szene. Die Inszenierung lässt zwar nur einen flüchtigen Blick darauf zu, wie sich der Wagner-Zyklus in den kommenden Tagen entwickeln könnte, doch der Stil eines Regisseurs, der es schafft, in den von ihm behandelten Titeln alle verborgenen Aspekte der Dramaturgie hervorzuheben, ist bereits spürbar. Um das allgemeine Konzept des Projekts zu erfahren, müssen wir bis 2026 warten, wenn die Neuproduktion von Die Walküre aufgeführt wird.

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Foto ©Wilfried Hösl

Die Aufführung entsprach im Großen und Ganzen dem, was man von einem Theater wie der Bayerischen Staatsoper erwarten kann, der musikalische Teil der Aufführung schien jedoch nicht ganz zufriedenstellend zu sein, insbesondere was den interpretatorischen Gesamtaspekt betrifft. Die Orchesterleitung von Wladimir Jurowski schien mir überhaupt nicht einprägsam zu sein. Seinem Dirigat mangelte es an Erhabenheit, er verlor sich oft in der Suche nach unwahrscheinlichen kammermusikalischen Feinheiten und der Interpretation schien es an Persönlichkeit und einer kohärenten Linie zu mangeln. Der gute Auftritt des Orchestervorspiels mit den herrlichen Klängen des Bayerischen Staatsorchesters, das in der Musik Wagners weltweit seinesgleichen sucht, war wohl der einzige erinnerungswürdige Moment in einer insgesamt eher blassen und zeitweise recht langweiligen Aufführung. Besonders die Schlussszene litt unter dem Mangel an grandioser Atmosphäre, was einer der Hauptmängel dieser eher enttäuschenden Orchesteraufführung des Generalmusikdirektors des Münchner Theaters war.

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Foto ©Wilfried Hösl

Was die Gesangsbesetzung betrifft, so war die beste Leistung zweifellos die des amerikanischen Bassbaritons Nicholas Brownlee, der einen jugendlichen, ehrgeizigen und selbstbewussten Wotan darstellte, der stimmlich einwandfrei war. Auch Matthias Klinks Mime wirkte exzellent, prägnant und einfühlsam in seiner Phrasierung. Weniger überzeugend waren Ian Koziaras Froh und insbesondere Sean Panikkars Loge (gekleidet als Existenzialist mit Rollkragenpullover und schwarzen Hosen), denen es definitiv an Persönlichkeit mangelte. Auch dem Schweizer Bariton Milan Siljanov mangelte es in der Rolle des Donner definitiv an Autorität, insbesondere beim Aufruf vor der Schlussszene. Die Stimmen der Bässe Matthew Rose und Timo Riihonen, Interpreten von Fasolt und Fafner, waren von guter Tiefe. Unter den Frauenstimmen war Erda hervorragend, dargestellt von der 41-jährigen, aus Oldenburg stammenden Mezzosopranistin Wiebke Lehmkuhl, mit einer wirklich bemerkenswerten Stimme in Bezug auf Klangqualität und Resonanz sowie einer überzeugenden Phrasierungskünstlerin in ihrem feierlichen und mahnender Ton. Auch Ekaterina Gubanova war als Fricka gleichermaßen adequat, die Freia der Sopranistin Mirjam Mesak schien weniger überzeugend und insgesamt waren die drei Rheintöchter, gespielt von Sarah Brady, Verity Wingate und Yajie Zhang, ausreichend. Langer Applaus für alle, in einem vollbesetzten Theater mit einem Publikum, das Wagner wirklich in seiner DNA trägt.


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