
Foto ©Martin Sigmund
Die von der Staatsoper Stuttgart produzierte Neuinszenierung des Wagnerschen Rings wird in diesen Tagen mit Siegfried fortgesetzt. Nach dem Stephan Kimmig anvertrauten Das Rheingold und dem ungewöhnlichen Vorschlag der Walküre, inszeniert von drei verschiedenen Regieteams, eines für jeden Aufzug, für den zweiten Tag der monumentalen szenischen Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend, die von Wagner über zwanzig Jahren konzipiert wurde, hat das Theater die Inszenierung erneut präsentiert 1999 von Jossi Wieler und Sergio Morabito als dritter Teil des berühmten Stuttgarter Rings, der zwischen 1999 und 2000 inszeniert und vier verschiedenen Regisseuren anvertraut wurde: Joachim Schlömer für Das Rheingold, Christof Nel für Die Walküre, Jossi Wieler und Sergio Morabito für Siegfried und Peter Konwitscnhy für die Götterdämmerung. Eine von Publikum und Kritik hochgelobte Inszenierung, die noch heute als eine der bedeutendsten künstlerischen Leistungen der Intendanz von Klaus Zeheilein in Erinnerung bleibt, mehrfach im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und auch auf DVD erhältlich. Darüber hinaus genießen die Wagner-Produktionen der Staatsoper Stuttgart seit jeher große Berühmtheit. In den 1960er Jahren galt die Württembergische Staatsoper sogar als das Winterbayreuth wegen der Qualität der Aufführungen und der ständigen Präsenz in ihren Spielzeiten von Künstlern wie Wieland Wagner und Wolfgang Windgassen, die grundlegende Seiten in Wagners Interpretationsgeschichte geschrieben haben. Eine Wagner-Tradition, die uralte Ursprünge hat: Es sei daran erinnert, dass Stuttgart als erste deutsche Stadt nach Bayreuth eine eigene Inszenierung des Rings eingerichtet hat und die Bayreuther Festspiele seit jeher auf eine starke Präsenz des Rings zählen können Orchester und Chorsänger der Staatsoper. Noch heute zählt dieses Theater viele Wagner-Fans zum Publikum, sodass die Aufführungen der Werke des Leipziger Komponisten stets zu denjenigen gehören, für die lange im Voraus Plätze reserviert werden müssen. All dies zeigt sich für den Besucher einer Wagner-Aufführung in Stuttgart an der absoluten Konzentration, mit der das Publikum der Staatsoper die Aufführungen miterlebt, und an der instinktiven Stilverwandtschaft, mit der Orchester und Chor eine Musik aufführen, die wahrlich für die Musiker als eine Art von Muttersprache erscheint. Der Stuttgarter Ring war eines der glücklichsten künstlerischen Ergebnisse dieser Tradition, und die von Jossi Wieler und Sergio Morabito konzipierte Regie von Siegfried erscheint auch 23 Jahre später noch aktuell.

Foto ©Martin Sigmund
Die Grundidee, auf der die Regie basiert, ist die von Charakteren, die sich in einer zeitlosen und entpersönlichten Welt bewegen, sehr wirkungsvoll umgesetzt durch die Szenen von Anna Viebrock. Im ersten Aufzug lebt Mime mit Siegfried in einer Art verfallener Höhle, und die Rätselszene mit dem Wanderer besteht darin, dass sich die beiden Charaktere gegenseitig mit einer Pistole bedrohen. Der zweite Aufzug spielt in einem dunklen Bereich, der von einem Elektrozaun begrenzt wird, während im dritten der Raum, in dem der Dialog zwischen Wotan und Erda stattfindet, am Ende der Szene mit einem sehr spektakulären Effekt in ein luxuriöses Schlafzimmer wechselt, in dem die schlafende Brünhilde liegt. Obwohl die Hauptrequisiten wie das Notung-Schwert und Wotans Speer vorhanden sind, besteht die schwache Seite dieser Regiekonzeption darin, dass die magische und mythische Welt der Natur, die von Wagners Musik in Klangrealität übersetzt wird, durch ein Schauspiel überschattet wird, das ganz klar davon inspiriert scheint die Stücke von Strindberg und Ibsen. Abgesehen davon wird die Vorstellung immer noch für ein insgesamt nüchternes, effektives Spiel und vor allem ohne Geschmacksverlust und nutzlose Vulgarität geschätzt.

Foto ©Martin Siegmund
Was den musikalischen Aufführung betrifft, schien mir das Dirigat von Cornelius Meister nicht sehr synchron mit der Inszenierung, die einen rauhen, fast expressionistischen Stil erfordert hätte. Der 42-jährige Generalmusikdirektor der Staatsoper gestaltete seine Interpretation mit einer starken Betonung der lyrischen Episoden und einem Ton progressiver leidenschaftlicher Aufladung, die im ekstatischen Rausch des abschließenden „leuchtenden Liebe, lachender Tod“ kulminierte die Partitur auf grandiose Weise. Das Staatsorchester Stuttgart spielte mit jener Präzision, rhythmischen Akrybie und klanglichen Kompaktheit, die es zu einem der besten deutschen Instrumentalensembles macht.

Foto ©Martin Sigmund
Sehr gut war die Darbietung der gesamten Besetzung, die sich fast ausschließlich aus Sängern zusammensetzte, die in ihren jeweiligen Rollen debütierten. Der zweiundfünfzigjährige amerikanische Tenor Daniel Brenna, der hier in Stuttgart bereits mit beachtlichen Erfolgen die Rolle des Siegfried und die des Tambourmajor im Wozzeck verkörpert hatte, war ein solider und gut geführter Stimmprotagonist. Nach einem ersten Akt, der mit einer gewissen Vorsicht vorgetragen wurde, besonders in der sehr harten Struktur der letzten Szene, gab Brenna eine Leistung in Crescendo, mit einer Gesamtleistung, die den großen stimmlichen Schwierigkeiten einer der anstrengendsten Rollen, die es gibt, vollkommen angemessen war. Bemerkenswert war auch Simone Schneiders Brünnhilde, eine der beliebtesten Künstlerinnen des Stuttgarter Publikums, insbesondere für ihre großartigen Strauß-Interpretationen. Nach ihren hervorragenden Charakterisierungen als Elsa und als Sieglinde beeindruckte die Hagener Sängerin wie kaum eine andere durch ihr stimmliches Selbstbewusstsein und ihre Fähigkeit, mit anspruchsvollen Texturen umzugehen. Maßgebend für die Phrasierung war der Wanderer des finnischen Bassbaritons Tommi Hakala, der in der Lage ist, signifikante Akzente durch eine resonante und gut projizierte Stimme auszudrücken. Sehr gut schien auch Matthias Klink, der gebürtige Fellbacher Tenor und einer der Lieblinge der Stuttgarter Musiksüchtigen, für die Lebhaftigkeit und den einfühlsamen Witz der Phrasierung. Sehr interessant war auch die Erda der Lipsiense-Mezzosopranistin Stine Marie Fischer wegen der schönen, dunklen und homogenen Klangfarbe im gesamten Bereich. Auch die Charakterisierungen von David Steffens als Fafner und dem französischen Bariton Alexandre Duhamel als Alberich sowie dem Waldvogel der österreichischen Sopranistin Beate Ritter passten stimmlich und szenisch reibungslos. Begeisterter Erfolg am Ende der Aufführung, mit großem Jubel auch für Jossi Wieler, der gekommen war, um die Wiederaufnahme seiner Produktion mitzuerleben
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